Seit gestern hat die Kunsthalle Heilbronn wieder geöffnet und stellt diesmal Bilder von Karl Schmidt-Rottluff aus. Da an den ersten beiden Tagen (also auch noch heute!) der Eintritt frei ist, bin ich natürlich sofort mal hin. Berühmter expressionistischer Maler, bei uns in der Bronxx. Hach 🙂 Der eigentliche Star war (für mich) dann allerdings ein ganz anderer…
Der Kunstverein hat in den unteren Räumen wieder eine Ausstellung, und schon als ich rein bin, war mir klar, welche Ausstellung für mich interessanter ist. Thomas Feuerstein mit „Psychoprosa“ ist eine Installation, die mich sehr stark an die Blubberschweinerei in Prag erinnert. Hach, mal wieder was mit Schaum, Schleim und grünen Pilzen! Wunderbar! Schon allein durchlaufen ist einfach spannend und begeistert mich. Wenn man dann auch noch die Hintergründe dazu liest, was sich der gute Thomas so alles dabei gedacht hat, dann ist das einfach nur noch Hammer.
Man stellt sich das so vor: in einem Raum ist alles voller grüner, schwubbriger Masse, die in Geräten und Schläuchen vor sich hin läuft. Im anderen Raum alles weiss, kalt, Labor. Die Schleuse dazwischen verbindet alles.
Die ganze Installation ist ein Kreislauf, in Bioreaktoren wächst diverses grüne Zeug und in einem Behälter sogar schöne Pilze (ja, auf das Thema Drogen komm ich natürlich auch gleich, sollte jemand den Behälter knacken wollen, hier wäre wunderschönes Psilocin zu extrahieren, eine tolle Visionsdroge, wie alle Heilpraktiker unter uns wissen). Dieses Biogematsche ist dann ein Bestandteil von einem neuen synthetischen Moleküls – das Psilamin. Diese grünen Behälter und Schläuche könnte man sich auch sehr gut als Stehlampen und zukünftiger Zimmerpflanzen vorstellen.
In der Schleuse wird dann auch noch Tyrosin extrahiert, könnte man sich wunderbar Hirndrogen draus mixen und hier entsteht auch noch das Reinwasser für die andere Seite der Installation. Der andere Raum, hier laufen die schönen, hellen, weissen Schläuche lang, und ist voller Kühlschränke. Diese öffnen und schließen sich von Geisterhand, auf dem kleinen Überwachungsmonitor werden dann auch die Geister sichtbar gemacht (geiler Scheiss!). Hier wird noch mal hin und her aufbereitet – was weiss ich – und landet dann letztendlich als Schleim und Schaum in einem offenen Behälter. Der geschlossene Kreislauf wird endlich geöffnet, ein innen wird aussen.
Was soll ich sagen, diese Biophäre, Kreislauf, wie ein neues Molekül entsteht und die Frage: werden wir damit zu Gott? Erschaffen wir neues? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Künstler auch. An der Wand hängt ein Riesengrosses Bild von einer Schreibmaschine, auf jeder der 118 Tasten ist ein chemisches Element. Erst hab ich gedacht, das ist ein Foto… aber – man kann mich auch leicht mit Größe beeindrucken – er hat das mit Kohle gemalt! 141 x 181 cm! Leckmichamarsch. Ich bin schon für ein 10 x 10 Kohlebild zu doof und verschmier sofort alles. Anyway, vom Thema abgekommen. Was ich sagen wollte ist, wenn man eine Maschine hat, mit der man jedes chemische Element schreiben kann – kann man damit neues erschaffen? Wird man Gott? Hat uns Gott mit so einer Schreibmaschine geschrieben?
Hach 😀
Dann bin ich aber auch noch in die eigentliche Ausstellung, die ich sehen wollte 😉 und Schmidt-Rottluff ist auch eine sehr coole Socke. Aber es blubbert halt nix. Trotzdem: ich bewundere seine selbstbewusste und starke Strichführung. Und seine Farben sind der Hammer, er schafft es, das manche Bilder kalt wirken, obwohl so typische Sonnenfarben dabei sind wie Gelb oder Orange. Er kann mit wenigen Strichen Stimmungen machen und mir ist klar, dass ich noch viel, viel über Komplementärfarben und Farbenspektrum lernen muss.
Alles in allem eine wunderbare Ausstellung, und am 11.10.15 ist noch der Eintritt frei und dem Thomas sein Geblubber ist noch bis 22.11. im Haus und der Schmiddl ist noch bis 17.01.16 da.
Weitere Infos:
Karl Schmidt-Ruttluff in Heilbronn
Thomas Feuerstein – Kunstverein Heilbronn
