Der Plan war der Rahmen – das Bild darin malte jemand anders

Am Abend vor unserem geplanten Wetplate-Portrait Wochenende sind wir durch die Kirchruine (Wachau bei Markkleeberg), um uns einen Platz für den nächsten Tag auszusuchen. Wir waren schon so oft in diesen alten Mauern (zum Beispiel letztes Jahr und hier 2018 und da 2020)und jedes Mal sind wir wieder so begeistert. Den Turm konnten wir auch besuchen, tolle Aussicht, schöne alte Glocke und interessante Technik dazu, und eine Brille vom alten Napoleon ist noch hier (braucht er eher nicht mehr).

Zufällig sind wir dem ehemaligen Pfarrer O. Eberhard Eichhorn begegnet, und Anne hat angeregt das wir doch jetzt sein Atelier besuchen könnten. Im Dunkeln und kurz vor zehn war mir das irgendwie doch unangenehm zuerst, aber er hatte nichts dagegen – was mich dann sehr gefreut hat. Und so hat sich die ganze Truppe in das viel zu kleine Atelier unter dem Dach gequetscht, wo es sehr warm, sehr vollgestellt und sehr bunt war. Seine Arbeiten sind voller Bezüge aus der Bibel, seinem Glauben und aktueller politischer Lage: Hier wird nicht dekoriert, sondern interveniert: Jeder Pinselstrich destabilisiert Erwartungen. Bilder vom Meer, wunderschön und tief, beinhalten eigentlich das Thema Flüchtlinge, und wie sie ertrinken. Diese Bilder verhandeln Glaube nicht als Trost, sondern als Waffe. Schmerzhaft schön sind auch seine Skulpturen, eine Mischung aus Menschen, Bibel, Fisch – und auch die Kreuzigung. Er arbeitet lange an seinen Bildern, und erst wenn er ganz zufrieden ist, setzt er seine Signatur. So lässt sich erkennen, welcher Stand welches Bild hat, an den unsignierten Stücken erkennt man seinen künstlerischen Prozess.

Ein Mensch, dem man ewig zuhören könnte, und so gesehen hatte er ja den richtigen Beruf als Pfarrer. Aber auch ohne Kanzel predigt er weiter – in Öl und Holz.

Vielen Dank für die Geduld mit unserer neugierigen Truppe! Wir sind dann inspiriert und voller neuer Bilder wieder die kleine Treppe runter. Und in mir hallen die Bilder noch ganz schön nach.

O. Eberhard Eichhorn
Malerei

* 1949 in Holzhausen bei Leipzig
Studium der evangelischen Theologie
seit 1996 | plastische Arbeiten
seit 1978 | Pfarrer
seit 2011 | im Ruhestand
intensive Beschäftigung mit Malen und Zeichnen seit der Studienzeit
diverse Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen

(Quelle Bund Bildender Künstlerinnen und Künstler Leipzig e.V.)

(leider hatten wir keine Kamera dabei, deshalb nur Handy-Fotos…)

Mai 21, 2025

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