Während Frau Merkel uns mitten in einer Pandemie und weltweiten Krise bittet, zuhause zu bleiben und Kontakte zu meiden, haben wir aber exakt das nicht gemacht. Mutti wäre nicht stolz auf uns gewesen. Allerdings hatten wir einfach zu viel Sehnsucht. Hannah und Steffen haben schon vor Ewigkeiten ein neues gemeinsames Atelier bezogen, und als wir am Mittwoch frei hatten, haben wir sie endlich, endlich mal besucht und uns das Herzstück ihres kreativen Schaffens angesehen. (Voll geimpft, durchgetestet und mit Abstand natürlich – hätte es auch Frau Merkel freigegeben 🙂 )
Steffens vorheriges Atelier habe ich hier im Blog schon mehrmals dokumentiert (hier, und mit der Suche findet man noch mehr über Steffen und Hannah…) und war da schon fasziniert von den vielen Eindrücken und der kreativen, pulsierenden Lebendigkeit der gesammelten Gegenstände. Erinnerungsstücke, Geschenke, aber auch Arbeitsstücke für die Fotografie. Dieses Sammelsurium an Kuriositäten hat nun in dem neuen Atelier einen Höhepunkt gefunden. Che Cuevera hängt milde lächelnd an der Wand und blickt nach gegenüber, wo Charles und Diana einträchtig zusammen an der Deckenstütze kleben. In der Dunkelkammer blicken Honecker und Gorbatschow Hannah über die Schulter, wenn sie ihre Platindrucke wässert. Tiger Lilly (eine wunderbare alte Kamera) steht zusammen mit größeren und kleineren Kollegen in dem großen Raum mit Schaufenster. Alle Fenster sind mit großen Tüchern verhangen.
Hannahs Schreibtisch fällt einem sofort ins Auge (obwohl das schwer ist, irgendwie will jeder Gegenstand ins Auge springen) – direkt über ihrem Platz hängt ein riesiges Geweih. Es inspiriert und verbindet sie mit ihrer Arbeit zum Thema Schwarzwald. Ich konnte es nicht lassen, das Geweih auch in einem Portrait zu verwenden…
Steffen ist eins meiner größten Vorbilder in der Fotografie, er unterstützt und zeigt uns so viel – wir können jedes Mal viel lernen und für uns mitnehmen. Als diskussionsfreudiger Mensch haut er außerdem gern die großen Schlagworte auf den Tisch – und so konnten wir uns wieder wunderbar an aktuellen Themen reiben, und sind so von Politik über Feminismus, die gläserne Decke, Quotenregelung, alte weiße Männer – zum Thema Weingüter der Region gestolpert. Mit den Beiden machts einfach Spaß zu tratschen und ein Themenhopping zu betreiben, da wird auch die letzte Gehirnzelle mal wieder aus dem Quarantäne-Puddinghirn gezogen.
Bei einem kleinen Spaziergang mit Paul konnte ich schöne Portraits machen, und zum Abschluss waren wir in einem kleinen Weingut zum Essen. Das war so schön… und der Wein wirklich außergewöhnlich gut, so dass ich mir heute direkt ein großes Paket aus dem Webshop bestellt habe.
Mitten in der Woche so einen kreativen Austausch zu haben, ist wirklich wie Urlaub. Und wird hoffentlich bald wiederholt…
Technik: Rolleiflex, HP5+ @800 (hätte aber gut @3200 sein können…)