Heute waren wir spontan zur Finissage von Martin Creed in der Heilbronner Kunsthalle. Ich könnte jetzt sagen: hach, ich wollte es sowieso sehen und heute am letzten Tag, da hab ichs endlich geschafft. Was auch stimmt… aber… wollen wirs doch mal so sehen, wie es ein echter Hohenloher sieht – am letzten Tag KOSCHTs NIX, weder der Eintritt, noch die Führung!
Vor allem ein so berühmter Künstler! Er hat 2001 den Turner-Prize bekommen (einer der Wichtigsten überhaupt), überreicht von Madonna. Für eine Installation, die nur eins war: ein Raum, ein Licht, und das wurde automatisch an- und ausgeschaltet.
Müssma hin, müssma gesehen haben.
Martin Creed ist ein Künstler, der den Betrachter und den Raum in seinen Werken mit einbezieht. Er schwankt dann auch mal gern mal zwischen liebevollem Einladen und elender Zumutung. An sich macht der Mann auch einen sehr defekten Eindruck auf mich, ein Ordnungsfanatiker, der einfach alles ordnet und stapelt und nach ganz klaren Anweisungen (die er sich selbst gibt) arbeitet. Ich bin mir nicht sicher, ob er mal zur Therapie sollte – womöglich würden dann keine solche Arbeiten mehr entstehen, oder ob er wohl schon bei der Therapie war… denn ihm geht es bei seiner Kunst vor allem um eins: damit es ihm besser geht. Diese Aussage an sich sagt ja schon aus, dass er seinen Ordnungsfimmel nur im Griff hat, wenn er daraus Kunst macht.
Das schönste Beispiel seiner Genialität ist das Bällebad. Ein großer Raum, die Hälfte der Luft darin ist in großen Luftballons verpackt. Auch hier wieder die Ordnung. Aber auch die Unordnung, und der Betrachter wird mit einbezogen in dieses Chaos, er verändert das Kunstwerk ständig, indem man sich durchgraben muss durch diesen bunten Raum. Erst ist es schön und lustig, und man fühlt sich wie ein kleines Kind. Die herzliche Einladung ins Bällebad. Doch schnell wird einem klar, das auch hier wieder eine Zumutung für den Betrachter entsteht. Man ist auf einmal am ganzen Körper wie elektrisch aufgeladen, die Haare stehen zu Berge und es ist nicht mehr ganz so angenehm. Das Plastik stinkt und man möchte dann doch wieder raus. Absolut genial und faszinierend!
Seine Videoinstallation zeigt zwei Hunde – Orson und Sparky – wie sie in einem Studio über eine weiße Hohlkehle laufen. Der kleine Hund soll wohl der Denkende, der große Wolfshund der Nichtdenkende sein. Ich hab zumindest nur eins gedacht… Wahnsinn, wieviel Leute sich das ansehen, wie zwei Hunde völlig sinnlos hin und her laufen.
Diese Ausstellung ist genial, lächerlich, anregend, langweilig, laut, bunt, elektrisch geladen – und vor allem eins: inspirierend.