Paris Photo 2023

Ein Beitrag im Blog ganz ohne analoge Fotos kommt mir falsch vor, Paris Photo 2023 überhaupt nicht zu erwähnen aber auch. Deshalb mal so ganz elend – mit Handyfotos. Die Tessina war zwar die ganze Zeit an der Frau, aber ich habe diesmal tatsächlich nicht einmal geknipst. Gab einfach zu viel zu sehen. An für sich ist es auch eher eine Dokumentation was wir so gemacht und gesehen haben. Wem das hier schon zu dumm ist, darf das einfach überspringen und ein anderen Beitrag von mir lesen 😉

Unser Besuch war diesmal sehr kurz – wir waren nur Mittwoch und Donnerstag dabei. Mittwoch ist Paris Photo nur für VIPs und Fachpublikum geöffnet, aber wer davon ausgeht, das es dann schön leer ist, hat sich geschnitten. Angenehm leer ist es eigentlich nur unter der Woche vormittags (auch nur Fachpublikum & VIPs), und auch dann – ab 14 Uhr wirds voll. Mein Lifehack ist übrigens, eine Tasche mit Wasser, was zu essen und Süssigkeiten immer dabei zu haben. Das viele laufen / stehen, die Klimaanlage, etc – mindestens einmal hat man save Kreislauf. Und in dem Moment möchte man sich nicht an eine 30 Meter lange Schlange an der Fresstheke anstellen.

Metro: wir sind mit Einzeltickets gut durch gekommen – pro Fahrt 2,10 Euro. Wir laufen aber auch sehr viel – die Tickets brauchen wir eher nur vom Hotel zum Zentrum und zurück. Wer viel von einem Ort zum anderen fahren will, ist mit dem Tagesticket besser dran – pro Person 8,45 Euro (nur bis 23.59 Uhr gültig, wer meint man kaufts erst um 15 Uhr und kann dann am nächsten Morgen damit noch fahren, hat sich leider verrechnet :)). Kartenautomat in der Metro ist einfach & auch auf deutsch zu bedienen.

Unser Hotel war wie letztes Jahr wieder eine Absteige und Bruchbude der Sonderklasse, aber für uns völlig Ok und sauber. Bedbugs gabs auch keine – und was mich freut: Miniküche mit Kühlschrank. Wir leben in Paris praktisch immer nur von Baguette und Käse (und Wein). Hotel Aparthotel Adagio Access Paris Maisons-Alfort – ca. halbe Stunde mit der Metro zur Messe.

Planen: ich überlege mir vorher einen genauen Zeitplan, was wir sehen wollen und wie die Öffnungszeiten dazu sind. Manche Satellitenausstellungen fangen schon früher an, manche sind erst ab Wochenende dabei. Wenn das soweit feststeht, kaufe ich auch möglichst schon alle Karten im Vorfeld. Vorteil: kein Stress am Schalter, Platz ist reserviert. Nachteil: wenn man nicht ganz rumkommt, und ein Ticket auch mal verfallen lassen muss. Ist uns nur bei einer Ausstellung passiert, wir wollten eigentlich noch ins Maison Européenne de la Photographie – die Ausstellung „Viviane Sassen Phosphor“ ansehen, haben das dann aber doch gestrichen, weil uns unsere Lieblingsgaleristin Petra von Kicken Berlin etwas anderes empfohlen hat.

„Corps à corps“ im Centre Pompidou – diese Ausstellung vereint mehr als 500 Fotografien und Dokumente von rund 120 historischen und zeitgenössischen Fotografen. Es macht die Besonderheiten und die fotografischen Sichtweisen sichtbar und zeigt die Verbindungen zwischen Künstlern auf. Die gezeigten Bilder hinterfragen auch die Verantwortung des Fotografen: Wie trägt die Fotografie zur Entstehung von Identitäten und ihrer Wahrnehmung bei? Nun – Petra hatte recht, es war wirklich einen Besuch wert! Allerdings bin ich mir nicht sicher, um wieviel Uhr man am besten rein geht – wir hatten das Glück (oder Pech) mit zwei pubertierenden Schulklassen gemeinsam aufzuschlagen, soviel Hormone muss man erst mal ertragen können. Auch hier: Karten vorher besorgen!

Mittwoch

als erstes Photo Paris – unsere erste Anlaufstelle war natürlich Kicken Berlin at booth A22. Wieder erstklassige und bekannte Fotograf*innen vertreten, und ich war sofort schockverliebt in ein Foto von „Der Riess“. Selbstportrait mit Papagei.
Im vorderen Teil der Messe findet man die „alten“ Fotos von „den“ Fotograf*innen – hier sind wir dann hauptsächlich unterwegs. Nach hinten wirds moderner, bunter, eine Galerie hatte sogar so ein Zwitterdings zwischen Fotografie und NFTs dabei – leider bin ich dann hier raus. NFTs ja, aber wenn, dann richtig. Und bei Fotografie finde ich, Schwarz ist Farbe genug.

Danach sind wir noch zur Büchermesse auf einem Schiff wie jedes Jahr – Polycopies Bücher. Direkt im Zentrum liegt es in der Seine ist es der Treffpunkt für alle Bücher, Papierobjekte und experimentelle Veröffentlichungen – von unabhängigen, kleinen Verlagen. Verleger*innen haben hier einen Minitisch, und verkaufen ihre aktuellen Veröffentlichungen von teils unbekannten Fotograf*innen*. Nicht nur die Bücher sind toll, auch die Bar direkt an Deck des Schiffes – wirklich guten Wein in hübschen kleinen Plastikbechern, super schön mit tausend Lichtern. Gekauft haben wir natürlich auch was:
Huésped“ von Diego Moreno – gekauft von einer super lieben Verlegerin / vom Hypdra Verlag aus Mexico, ein Kunsthaus (sie war eigentlich Wienerin :))
„Women’s Voices“ habe ich von Artphilein – zwei schweizer Verlegerinnen von feministischen und politischen Büchern – gekauft. Dieses Buch ist in Kollaboration mit Protest in Photobooks entstanden.
„Monika“ von Yves Tremorin – der Verleger David von lamaindonne war auch super nett und hat mir den Hintergrund dieser Veröffentlichung erzählt. Die Bücher haben oft eine lange Geschichte, die man nicht unbedingt gleich erfasst.
CP hat sich noch „The Children of Humble Freedom“ von Mauro D’Agati von 89 books gekauft.

An der Bar habe ich dann noch drei Künstler*innen kennen gelernt, ich sag mal so: Loses Mundwerk, und erst hinterher kapieren, das diese Menschen EIGENE WIKIPEDIA EINTRÄGE haben!! Meine Stärke… ich sollte so ein Knopf im Ohr haben, wo mir automatisch gleich google vorgelesen wird.

Takashi Arai – vor allem sein Projekt „Tomorrows History“ haut mich einfach völlig um. Wikipedia lesen macht schlauer, seine Projekte sind alle einfach nur… der Wahnsinn! Arbeiten waren natürlich auch auf der Photo Paris zu sehen…
Meghann war mir auch gleich super sympatisch, und hab erst hinterher kapiert, wen ich da eigentlich wieder angequatscht habe. Sie ist eine amerikanische Fotografin, die kameralose Cyanotypien anfertigt. Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen des High Museum of Art und des San Francisco Museum of Modern Art und 2018 erhielt sie ein Guggenheim-Stipendium. „Riepenhoff nutzt in ihrem Prozess Wellen, Regen, Wind und Sedimente und schafft durch den direkten Kontakt dieser Naturphänomene mit ihren fotografischen Materialien physische Einschriften.“ Sie stellt natürlich auch auf der Photo Paris aus.
Alter Falter!! :))) Habe ich doch tatsächlich Promis kennen gelernt!

Donnerstag

haben wir auf der Messe wieder viele Bekannte getroffen, darunter auch Steffen und seine Frau Kirsten. Noch stellt er nicht auf der Photo Paris aus – aber ich vermute das ist nur eine Frage der Zeit. Marschbefehl: Website auschecken!

Danach sind wir zum Centre Pompidou – Ausstellung „Corps à corps“ – wie oben schon erzählt.

Wenn man in Paris ist, sollte man mindestens einmal richtig Geld in die Hand nehmen und Käse und gesalzene, handgemachte Butter von einem Artisan Fromager kaufen. Und noch ein Baguette de Tradition dazu, nicht das aus dem unteren Regal aus dem Supermarkt, sondern auch hier: direkt in einem kleinen Laden. Und Wein – da ists egal. Wenns die Franzosen gemacht haben, ists immer super.

Danach waren wir wieder in der Galerie Faber aus Wien. Von ihm haben wir auf der Photo Paris schonmal was gekauft, haben ihn auch in Wien mal direkt besucht und sind auch diesmal wieder bei ihm vorbei. Er ist im Museumsviertel im November in der Galerie David Guiraud, 5 Rue du Perche, 75003 Paris untergebracht.

Wen dann die Füsse noch nicht umbringen… danach sind wir noch weiter zur a ppr oc he ↗︎ – The salon dedicated to artists who experiment the photographic medium. Eine kleine Satelitenmesse, hier finden sich kleine Galerien von nicht ganz so bekannten Künstler*innen zusammen, und es geht vor allem um die experimentelle Fotografie. Auch hier wieder: unglaublich schönes zu finden, aber auch unglaublich… naja, fragwürdiges.

Schwer begeistert waren wir von Sophie Zenon – ihre Arbeiten wirken auf den ersten Blick ein bisschen wie Wetplates, aber eben auch nicht. Meine erste Vermutung war Emaille – und sie hat es uns dann bestätigt. Sie gehört zu der Kategorie „fleissiges Häschen“ – emaillierten und siebgedruckten Stahlplatten. Das ist wirklich Handwerk, und jeder Digitalknipser darf sich gerne zum schämen in die Ecke stellen.

Leider mussten wir uns dann auch schon von Paris verabschieden. Es war einfach wieder unglaublich… die Blasen an den Füssen werden kleiner und im Kopf sortiert sich langsam alles ein. Mein Gehirn hats auf jeden Fall wieder fluffich gemacht und CP und ich sind richtig on fire und wollen endlich in die Dunkelkammer. Danke Paris 🙂

November 1, 2023
November 18, 2023

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