Wir waren also hier, um die Ausstellung „Macht. Wahn. Vision. Der Turm und urbane Giganten in der Skulptur“ in der Kunsthalle Vogelmann erklärt zu bekommen.
Die Schau ist insgesamt beeindruckend und Frau Dr. Kitzing-Bretz war locker, konnte interessant und im Fluss erzählen, Zusammenhänge erklären und einfach… ja. In den Bann ziehen. Wieder einmal hab ich festgestellt, dass man ohne tieferes Kunstverständnis nicht alleine Kunstobjekte kapieren kann, sondern generell immer auf eine Führung zurück greifen sollte.
Besonders beeindruckt hat mich der Turm von Babel aus Tierfett. Ayala nennt seine Installation „Babel Fat Tower“, sehr passend für ein Fettklops, der Aussieht wie der Turm von Babel in Brueghels Bildchen. Scheinwerfer sind so positioniert, das der Turm langsam aber sicher schmelzen soll und zum Ausstellungsende seine Vergänglichkeit der aus Menschenhand geschaffenen Objekten demonstriert. Mich beeindruckt ja grundsätzlich alles, was eine Mordsschweinerei ist und man zu Hause nicht unbedingt nachmachen soll.
Nett auch die Videoinstallation eines Leuchtturms, der tatsächlich frei schwimmend auf dem Bodensee umhergetrieben ist – sein Sinn, Schiffe sicher zu lotsen war dann sicher nicht mehr so ganz sicher. Graf meinte zu seinem zwei Tonnen Leuchtturm: „Wenn ein Leuchtturm auf einmal mobil und selbst zum Schiff wird, dann entsteht ein Sinnbild, ein Bild, das reflektiert und beleuchtet.“ Fühl mich auch schon voll erleuchtet.
Der Fleiß-Preis geht eindeutig aber an einen kleinen Japaner, der unglaublich coole Türmchen origamimässig aus gebrauchten Briefumschlägen gefaltet hat. Der hatte wenigstens funktionierende Brieffreundschaften und jede Menge Zeit, und wurde weder vom Email-Account oder Internet gebremst. Bei diesem Objekt genügt es nicht, nur EIN Auge drauf zu werfen, hier musste ich meine Zusatzaugen dazu nehmen.
Fazit: sehenswert, unbedingt. Allerdings mit Führung, sonst steht man nur vor den vielen Phallus-Symbolen und fühlt sich irgendwie fehl am Platz.