Dantons Tod von Georg Büchner – Theater Heilbronn am 19.12.13

FotoKlassiker. Viel Text. Unglaublich viel Text. Lang. Ich geh Theater meist mit einem Bild im Kopf, bei Dantons Tod war es im Prinzip schon… Tod. Und natürlich die bekannte, berühmte Badewannenszene aus „Sonnenallee“ – „Wo soll ich Dich jetzt suchen, mein Camille!“ und „die das Wort BLUUUT nicht recht vertragen“.

Derart gut informiert, bereitete ich mich mittags auch schon körperlich auf die zu erwartenden 2 ¾ Stunden Text, zuzüglich Pause vor – auf dem Sofa meines Freundes und einer Flasche Sekt. Je.
In der Tiefgarage noch schnell etwas Ordentliches angezogen und ab. CP war leider etwas im Rückstand mit der Vorbereitung. Aber er ist da flexibel und holt gern und schnell auf.

Da dieser Klassiker auch gern in Abiprüfungen dran kommt, waren erwartungsgemäß sehr viele Jugendliche da. Hagere, dürre, blasse, zu großen Kinder in zu kleinen Konfirmationsanzügen. Während wir noch unseren „wir schaffen das schon“-Rotwein schlürften, irrten diese armen Wesen durch die Theaterhallen und rotteten sich zu kleinen Grüppchen zusammen. Ahnungslos, was auf sie zukommt. Aufgeregt, Theaterluft! Theaterlust! Ja. Denkt ihr.

Man muss sagen, dass in Heilbronn alles versucht wurde. Das Bühnenbild war genial gelöst, mit einer Riesenwanne Matsch, der immer wieder an die Wand geklatscht wurde. Sehr geil auch das Thema Blut – im Eimer von oben nach unten ausleeren, sich ins Gesicht schmieren, etc. Was wurde alles versucht, das Publikum durch Büchners Redefluss zu ziehen. Derweilen uns regelmäßig die Augen zugezogen wurden.

Nach 1,5 Stunden dann Pause – verwirrte, weil eben erst wach gewordene Schüler, kauten lustlos auf ihren Brezeln. Wir tranken uns nochmal Mut an – der Wein ist hier sehr zu empfehlen – und prosteten den armen Wesen zu, die leider noch nicht 18 sind und deshalb schwere-Kost-Stücke tatsächlich nüchtern durchstehen müssen.
Lehrer peitschten die blassen, nun wirklich matten und mutlosen Gestalten zurück in den Saal – die trüben Augen zeugten von dem Wissen, das diese Schlacht lange nicht geschlagen ist.

Kemmether war wieder genial und sowas von perfekt besetzt. Firit ist mein Liebling und ich hätte ihn gern gesehen. Aber wenn, dann natürlich nur in der Hauptrolle (sonst wärs ja nicht mein Lieblingsschauspieler). Aber selbst ich musste einsehen, dass er unmöglich den dürren, von der Revolution gebeutelten Robespierre hätte spielen können.

Um nochmal auf das Thema Sonnenallee zurück zu kommen. Die Badewanneszene sagt eigentlich alles über Dantons Tod. Mehr bekommt man im benebelten Zustand auch im Theater nicht mit.
Und – wenn man Schülern die Liebe zum Theater beibringen will, dann doch bitte nicht mit „Dantons Tod“.

Dezember 15, 2013

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