Immer wieder poste oder schreibe ich zu Fotos „Kallitypie“ oder „Van Dyke“ – Fotos, die in Brauntönen auf Aquarellpapier gedruckt sind. Allerdings sind das keine „Prints“ im Sinne von Tintenpinkler am PC, sondern es handelt sich um handgearbeitete Abzüge, auf hochwertigem, absolut chemiefreien Aquarellpapier – mit Silbernitrat lichtempfindlich gemacht.
Wer sich interessiert, wie diese Technik funktioniert, habe ich ein bisschen was zusammengeschrieben.
Die Kallitypie ist eine Edeldruck-Technik, die im 19. Jahrhundert sehr gebräuchlich war. Für diese Art von Print muss das Negativ so groß sein wie das spätere gewünschte Ergebnis – hier kommen also hauptsächlich erst mal Großformatkameras zum Einsatz. Ich verwende für 13x18cm großen Negativen Fiona, entweder auf Planfilme oder auf Glasplatten. Um alles was größer ist, kümmert sich Albert auf Glasplatten (Klarglas, als Negativ). Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, digitale Bilder auf Folie zu drucken und diese als Negativ zu verwenden, aber für mich fühlt sich das falsch an und vermeide das möglichst. Wenige Ausnahmen mache ich, wenn ich ein Mittelformat – Negativ habe, das mir so gut gefällt, dass ich es größer Printen möchte. Aber auch hier verwende ich keine Plastikfolie, sondern eine selbstentwickelte Alternative, das sich für mich besser anfühlt. Eine rein digitale Aufnahme habe ich mal ausprobiert, aber ist für mich ein No-Go.
Zuerst wird die Chemie hergestellt – die Sensibilisierungslösung, welche das Papier lichtempfindlich macht, dann wird der Entwickler vorbereitet – je nachdem welche Färbung das Ergebnis haben soll, gibt es verschiedene Ansätze. Fixierer und verschiedene Toner werden auch vorbereite und für das Wässern, das wichtig für die Haltbarkeit der Prints sind – noch Wässerungshilfe. Manche Lösungen kann man mehrmals verwenden, manche muss man jedes Mal neu herstellen. Steht alles bereit, kann es los gehen.
Das verwendete Papier – nicht jedes funktioniert, es muss frei von Chemie und Bleichmittel sein – schneide oder reiße ich in die Größe, die ich benötige. In der Dunkelkammer wird das Papier mit der Sensibilisierungslösung gleichmäßig bestrichen, nicht zu dick oder zu dünn, und getrocknet. Danach wird das Negativ aufgelegt und belichtet. Man könnte dies in der Sonne machen, aber ich habe mir dazu ein Belichtungsgerät besorgt – und CP hat mir eine Halterung gebaut („Nenn es nicht Projekt!„). Nachdem das Papier mit dem Negativ belichtet wurde, wird Entwickelt und Fixiert, je nachdem wie man möchte kann man vor oder nach dem Fixieren noch mit verschiedenen Tonern arbeiten. Um das Papier vor dem Ausbleichen zu schützen, gibt es auch hier Toner und Wässerungshilfe. Edelprints können in der Sonne verbleichen, und sollten daher auch nicht direkt am Fenster hängen. Denn so ganz verhindern kann man es wohl nicht (wir reden hier aber von Jahre, nicht Monate…).
Das fertige Bild wird nun noch getrocknet und kann dann signiert und aufgehängt werden. Manche bearbeite ich noch zusätzlich mit meiner Nähtechnik – rote Fäden, zum Teil gestickt oder mit Maschine.
Jedes Bild ist ein Unikat, auch wenn es vom gleichen Negativ ist, ist jeder Print anders. Nicht nur die Belichtung spielt eine Rolle, auch das Auftragen der Flüssigkeit, wie lange Fixiert wird oder die Toner – und es sind oft einige Versuche nötig um ein schönes Ergebnis zu erreichen.
Ein Teil meiner Prints verkaufe ich, wem was gefällt, einfach mal melden. Aber wer das mal selbst ausprobieren mag, kann mich gerne auch anschreiben. Ab und zu gebe ich kleine Workshops gegen Bezahlung, aber entweder nur Einzelpersonen oder höchstens zwei auf einmal. Dieses Verfahren ist Handarbeit, entschleunigt und fehleranfällig. Zuviele Köche verderben den Print 😉
Hier noch eine Auswahl von verschiedenen Prints: