Stadt. Land. Hund.

Wir sind nach Berlin, um ausgewählte Ausstellungen und Galerien in möglichst kürzester Zeit abzuklappern. Im Moment sind wir nicht für Großstädte gemacht. Die Zeiten, als wir in London bis früh in Shoreditch unterwegs waren, sind irgendwie vorbei. In der guten Augen-Zu-Und-Durch Mentalität sind wir im Grünen aus unserem Camper Miro(slav Tichy) raus, rein in die S-Bahn, und ab da wars laut. Zuviel, von allem. Menschen, Farben, Geräusche. Gerüche, Blicke, Geschrei.

Die Stille in den Ausstellungsräumen waren jedes Mal wie ein kleiner Hafen, einlaufen nach dem Sturm und dann erleichtert kleben bleiben. Am ersten Tag hatte ich fünf Stationen geplant, es wurden zwei. Wir sind einfach geblieben, stundenlang Fotos angesehen, im museumseigenen Café was gegessen, wir wollten nicht mehr raus in den Trubel. Am zweiten Tag haben wir aber unsere Runde dann doch noch fast geschafft. Von geplanten sieben Stationen, wurden es immerhin sechs. Das Sahnestück besuchten wir zum Schluss, die Kicken Galerie.

Wir hocken immer sehr eng aufeinander, Corona hat das nochmal verdichtet. Beim Fotografieren, Arbeiten, Feiern, Sport, und ich habe festgestellt, dass wir nicht nur über unsere Insiderwitze lachen, sondern dass wir immer leiser werden. Aber sind wir wirklich so viel leiser geworden, oder ist alles einfach sehr laut?

Wir haben uns nach den zwei Tagen wieder in unser kleines Schneckenhäuschen Miro zurückgezogen, und sind tief in den Thüringer Wald verschwunden. CP hat sich ewig an einen umgeknickten Baum gesetzt, mit seiner Kamera einfach drauf gewartet, ob das Licht nach ein, zwei Stunden eventuell so fallen könnte, so schräg, von oben, genau auf den Stamm da.  Ich saß lange an einem Tisch, in den eine Gabel gesteckt war. Wer auch immer den so vergessen hat, wird sie vielleicht vermissen. Zuhause habe ich einen Lieblingslöffel, der genau in meinen Mund passt. Hoffentlich war das nicht die Lieblingsgabel der Picknicker*in.  

Je älter wir werden, desto kauziger werden wir. Aber da wir das gemeinsam werden, und uns immer näher aneinander ankauzen, ist das irgendwie auch wieder Ok. Das wir am liebsten zusammen einsam sind, macht mir keine Angst. Und wenn auf der weiten Welt wirklich mal ein Mensch auftauchen sollte, der exakt zwischen uns passt, werden wir einfach neue Insiderwitze erfinden. Und uns eine größere Mokkakanne für den Bus kaufen.

(Ich hatte meine Lieblingskamera Rolleiflex dabei, und die HORIZONT – Russische Panoramakamera von 1967. CP sitzt an seiner Linhof Master Technika. Alle Filme von Klein bis Gross waren diesmal Ilford FP4+, teilweise gepusht.)

Diese Ausstellungen haben wir uns angesehen:

Berlinischen Galerie
Sibylle Bergemann – Stadt Land Hund
Absolut sehenswert. Wegen dieser Ausstellung wurde der Berlin-Trip überhaupt geplant.
Im Cafe Dix im Museum haben wir super gegessen!

f³ – freiraum für fotografie
NEW QUEER PHOTOGRAPHY
Eine kleine Galerie, die Ausstellung war super sehenswert, die Geschichten der einzelnen Fotostrecken sehr berührend.

C/O Berlin, Amerika-Haus
Susan Meiselas
War wirklich super, aber die zweite Ausstellung mit Bieke Depoorter war nicht so meins.

Helmut Newton Stiftung
Museum für Fotografie
»HOLLYWOOD«
Man weiß vorher, was man zu sehen bekommt. Der Film war sehr interessant, und vor allem fand ich die Statements der Feministinnen sehr gut.

KÖNIG GALERIE
Hauptsächlich weil mich die Architektur interessiert hat. Aber das Publikum darin war fast noch spannender. Was gezeigt wurde… naja, eine unkuratierte bunte Mischung.

Kicken Gallery
Sibylle Bergemann
https://kicken-gallery.com/ meine Lieblingsausstellung und Galerie auf dieser Tour. Hier wurden nochmal Fotos von Sibylle Bergemann gezeigt – alle Fotos von der jungen Thalbach sind einfach der Wahnsinn.

Die haben wir verpasst:

HAUS am KLEISTPARK
»Verweilter Augenblick«, Hansgert Lambers

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2 Comments

  1. Antworten

    Solvig

    August 2, 2022

    Liebe Nicole, wiedermal ein schöööner Newsletter von dir! Die Kicken-Galerie kenne ich nicht und schade, dass ich das nicht vorher wusste, als ich meinen Trip vor 2 Wochen nach Berlin eben wegen Sibylle Bergemann plante. Mich hat die Ausstellung sehr begeistert, obwohl ich ja schon Vieles von ihr kannte. Gleichzeitig fand ich die Ausstellung von Tabea Blumenschein und Ulrike Ottinger absolut spannend und sehenswert. In der f3 war ich auch und hätte gern mehr über die beteiligten Fotografen erfahren – der Katalog war mir einfach zu teuer 🙁 Ich habe das Galerie“hopping“ genossen, bin aber auch jetzt oft gern in der Ruhe und nehme mir nicht mehr so viele Ausstelllungen auf einmal vor.). Ganz liebe Grüße aus Dresden, Solvig

    • Antworten

      Nicole Malek

      August 2, 2022

      Liebe Solvig, schön von Dir zu hören – und das Du immer noch fleissig meinen Blog verfolgst! :)) Den Katalog von f3 hatte ich lange in der Hand, hab ihn aber dann doch nicht genommen. Etwas teuer – und zu schwer, um ihn den ganzen Tag noch mit rumzutragen. Wir haben dafür bei anderen Ausstellungen zugeschlagen 😉
      Ganz viele liebe Grüße nach Dresden! Nicole (und liebe Grüße auch von C.-P.!)

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