Zwischen den Ohren rauscht es

Bretagne im Herbst, mit Schal und warmer Jacke durch den nassen Sand laufen, den Blick abwechselnd auf den Horizont und große Wellen gerichtet – oder direkt auf den Boden vor sich. Stundenlang kann ich so laufen. Immer wieder legt mir das Meer dann einen Schatz vor die Füsse: Muscheln oder Panzer von Meeresbewohnern. Säckeweise hab ich sie zu unserem kleinen VW Bus geschleppt, und Miro hat ohne Murren die müffelnde Beute an sich aufgehängt zum trocknen ertragen und auch zu uns nach Hause gebracht.

Stück für Stück gehe ich in der Dunkelkammer meine Schätze durch, nehm jede Muscheln in die Hand und bewunder die Form, aber auch die Bruchstücke, Splitter und Schäden. Auch wenn ich nicht daran glaube, dass man das Meer rauschen hört wenn man sich eine große Muscheln ans Ohr drückt – so hab ich doch das Gefühl, das sich zwischen meinen Ohren eine kleine Welle bildet und mit einem Rauschen in die Füße geht – so steh ich im Keller und spür den Sand zwischen den Zehen. (Kollodium Nassplatten auf Aluminium, Tintypes)

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