Bunte Geschichten von Nicolai

Ein Buch zu lesen, dessen Autor ich kenne (oder gedenke besser kennen zu lernen in naher Zukunft) ist seltsam. Einerseits ist die Stimme in meinem Kopf dann schon vorgegeben – und auch meine Hirnbildkraft wird eingebremst und wird von einem leichten Hipsterness übelagert, das ich sonst nicht so in meinem Kopf hätte. Andererseits lernt man einen Menschen vermutlich schon näher kennen, wenn man die Welt aus seinen Augen sieht.

 

Nicolai Köppel hat schon ein Abend mit CP im Studio verbracht, wir kennen uns nur flüchtig von Partys und da ich ja ein bekennender Stalker bin – und Facebook und Instagram manchmal eben doch nicht alles sind – hab ich gleich mal ein Buch von Nicolai bei Amazon bestellt. Es hätte mich nicht so überraschen sollen, da ich ja seine Lieder kenne – denn sein Schreibstil ist… bunt.

Was mir entgegenkommt, weil ich es liebe, wenn kleine Beobachtungen, Gedanken und Nebengeschichten lebhaft und lustig geschrieben sind, vor allem wenn sich auf den zweiten Blick dann die Schwere und Tiefsinnigkeit finden lässt. Andererseits hatte ich vorher das Buch „Die Vegetarierin“ von Han Kang gelesen, eine Geschichte aus Südkorea, die Sätze kurz, geschliffen und fast wie japanische Haiku liebevoll reduziert, mit versteckten Gleichnissen. Sehr zurückhaltend und elegant und glatt wie eine Perle. Am gleichen Abend das „Minne“ von Nicolai aufzuschlagen war nicht nur mutig, sondern eventuell auch ein bisschen dumm. Wie nach zwei Wochen Schweigekloster zum Kaffeekränzchen in die schwäbische Landfrauengruppe zu gehen.

Ich musste also erst das südkoreanische, vegetarische Mädchen aus meinem Kopf werfen und dann eintauchen in Nicolais bunte Welt. Und – was für ein Spaß! Ich liebe seine Figuren, ihre Gedanken und Geschichten. „Minne“ hab ich jetzt erst halb durch, und bekomme jetzt schon ein bisschen Panik das ich bald am Ende sein werde. Ich hasse es, wenn ein gutes Buch irgendwann zu Ende ist. Aber zum Trost liegt ja schon ein weiteres Buch von Nicolai auf meinem Sofa bereit… 🙂

Und ich bin gespannt, wie sehr der Nicolai – mit dem ich jetzt im Kopf schon anfange zu quatschen – tatsächlich der Nicolai ist aus dem echten Leben.

(Fotos: http://www.cpmalek.de )

August 12, 2016

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