Die Staatsoper Hannover zu Besuch in Heilbronn mit der Aufführung des Balletts Inferno (Choreografie von Jörg Mannes)

Die Begrüßung durch „Bruno“ (bezahlter Einheizer fürs Publikum) war erst mal ein Schock für die Ü70 – Theater-Abonnenten, die sonntagabends im Theater eigentlich nur eines wollen: in Ruhe schlafen. Zwar nicht so ganz gemütlich wie zu Hause vom Fernsehen, aber dafür sieht man in der Pause schönere Menschen wie zu Hause auf dem Weg zum Klo.

Bruno erklärte, das er viel Einsatz möchte, weil ein Fernsehteam hier wäre und alles live ins Fernsehen überträgt. Ironie des Schicksals. Man hätte das also sogar von zu Hause, im Jogging, auf dem Sofa mit dem Hund zusammen ansehen können!

Dieser Gedanke des „ich bin im Fernsehen!“ wurde durch das Stück getragen und erinnerte an das 70er Jahre – live Fernsehen oder RTL2. War natürlich Blödsinn und ausschließlich dazu da, dem trägen Publikum mal ein Tritt in den Arsch zu geben. Genial oder Dämlich? Liegt bei Kunst leider sehr nah beieinander.

Und was soll ich sagen, die Inszenierung hat vermutlich diesen Trick wirklich gebraucht, denn nur so bekommt man die Leute dazu, am Ende auch mal Standing Ovation zu geben.

Ich wollte eigentlich nicht schon wieder gehässig werden, aber wenn man Stefan Thoss und seine (frühen) Inszenierungen kennt und erlebt hat, erwartet man von Ballett einfach mehr. Ja, es wurde Spitze getanzt (worauf Thoss selten wirklich wert gelegt hat). Und die Liebesszene war wirklich umwerfend! Bei diesen Tänzern hat man das Gefühl, dass sich die Erdanziehungskraft mit einem Schulterzucken umdreht und für 5 Minuten mal in eine andere Richtung sieht. Wahnsinn, unglaublich…

Alles andere war… ich weiß nicht… beifallsheischender Sportvereinsjahresversammlungsklamauk?

Die Story gab es mit dem Gummihammer direkt ins Gemüt des sehr einfach gestrickten Theaterbesuchers. Dabei ist die Geschichte an sich nicht wirklich kompliziert, jeder kapiert gleich, dass Intrigen, Mord, Sex und Drama nicht nur früher, sondern auch heute ein Thema ist. BÄM. Eat this, Klappstuhlhocker. Und damit auch jeder kapiert, wann geklatscht wird, zeigt uns das der liebe Bruno.

Natürlich war wieder alles perfekt getanzt, Bühnenbild und -kleidung war spitze! Lichttechnik ganz o. k., aber mir wars doch etwas zu sehr in Richtung Popkornkino. (Ironie wurde in der Kunst schon so ausgelutscht, das ich das hier nicht gelten lasse.)

Möglich, dass ich kein großer Fan von Jörg Mannes werde.

Vielleicht hab ich es auch nur nicht kapiert.

Selber mal ein Blick drauf werfen? Klick!

Februar 2, 2015

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