Wer sich noch nicht mit dem Fotografen Miroslav Tichý beschäftigt hat, sollte das unbedingt nachholen. Ich bin ein großer Fan seiner Arbeit. Unser Campingbus trägt den Namen Miro, einfach weil er genauso ein Dreckspatz ist wie der Fotograf. Tichý hat seine Kameras damals alle selbst gebaut, mit Papierrollen, alten Brillengläsern als Objektive und Gummibändern zum Auslösen der Kamera. In diesem Sinne bastle auch ich immer wieder gerne.
Da musste ich wieder daran denken, als ich diese uralte, verbeulte und wirklich demolierte, fast 100 Jahre alte Balda Juwella Kamera aus der Ecke geholt habe. Vor ungefähr 10 oder 15 Jahren hat mir diese mal ein Flohmarkthändler in die Hand gedrückt. Sie ließ sich nicht schließen, die Aufhängungen waren herausgefallen, der Balgen war rissig und offen… eine komplette Baustelle. Ich habe sie einfach in die Ecke gestellt. Heute war ich kurz davor, sie einfach in den Müll zu werfen. Aber dann dachte ich… wäre sie nicht perfekt für Wetplates? So eine kleine Bastel-Kamera, wie sie Tichý gerne gehabt hätte? Außerdem liegen hier noch Filter herum, die man als Glasersatz zum Belichten verwenden könnte. Diese sind 7×7 cm groß, und bisher habe ich keine Kamera gefunden, in die ich sie legen könnte. Aber ja… es wäre einen Versuch wert.
Also habe ich sie zunächst komplett auseinander genommen, den Balgen herausgenommen und versucht, die Aufhängungen und Bügel wieder einigermaßen einzusetzen – und tatsächlich, sie lässt sich jetzt sogar wieder zuklappen. Allerdings ist die Aufhängung für das Objektiv so verschoben, dass sie mit Sicherheit nie wieder gerade sein wird. Aber ich sage mal so: Es ist 2024, straight sein ist out. Bonusfehler: Der Verschluss funktioniert nur mit T oder B. Die Zeiten sind vermutlich schon seit dem letzten halben Jahrhundert nicht mehr korrekt gelaufen. Aber für Wetplates reicht es: Klick zum Öffnen und klick zum Schließen.
Als sie dann endlich soweit zusammengeschustert war, dass sie (innerhalb ihrer Möglichkeiten) lichtdicht war, habe ich die sehr dünnen Plastikfilter mit Kollodion beschichtet und ins Silberbad geworfen. Dass diese kleinen Biester gerne schwimmen, hätte ich mir vorher denken können. Dass die Kamera auch keine scharfen Fotos mag, war ebenfalls absehbar. War dieses Projekt ein einziger, sinnloser Zeitfresser? Vermutlich schon. So wird die Kamera letztendlich doch noch die Innenansicht des Müllautos geniessen dürfen – aber das Objektiv werde ich vorher abschrauben. Wer weiß, vielleicht lässt sich ja daraus noch etwas neues basteln…
