Fototour Teil 2 – Prag

In Dresden waren wir nur in zwei Ausstellungen, das war eher der Freunde-besuchen Part… Dafür ging es in Prag dann hauptsächlich um Ausstellungen. Wir waren insgesamt in dreien, neben zwei geplanten haben wir eine dritte per Zufall besucht – welche mich dann am meisten beeindruckt hat.

Mat Collishaw. Standing Water. Im Rudolfinum.

Wie jedesmal, wenn wir im Rudolfinum sind: Perfekt. Wahnsinn. Durchdacht, überraschend, weltklasse. Mat Collishaw ist ein Künstler, den ich gern mal kennen lernen würde. Ok ich geb es zu, nicht nur weil er mit Damien Hirst schon 1988 eine Show hatte (!), oder weil er in der Tate war (!!) – sondern auch weil er zu einem der best-dressed-men vom british GQ gewählt wurde. Nur so am Rande.

Die Ausstellung war überraschenderweise diesmal ohne Schweinerei. 2015 fand ich auf Hirons Ausstellung die schaumspuckenden Roboter sehr geil – was für ein Gematsche! 2017 dann die Styroporkugelschlacht bei KRIŠTOF KINTERA – ich fand noch wochenlang die Kügelchen in Taschen und Ecken. Dieses mal bin ich um jede Ecke ganz vorsichtig, um nicht gleich im Matsch zu stehen. ABER: es gab diesmal keine! NIX!

Die Arbeiten, die gezeigt wurden, war ein schöner Querschnitt seiner Arbeiten. Sehr oft nimmt er Bezug auf sehr alte Werke, seine Fotografien haben oft die Anmut alter Stillleben. Diese kombiniert er oft mit Videoinstallationen. Gräser, die wie das Werk von Albrecht Dürer aussehen, bewegen sich leicht im Wind.

Eintritt war frei, und der Katalog dazu sehr günstig. Wer in Prag ist, sollte sich das nicht entgehen lassen (noch bis 8.7.2018). Mehr Informationen auf der Website, und eine schöne Zusammenfassung bei Youtube hier:

My Name is Robert VANO. Leica Gallery Prague.

Eine kleine Gallerie, mit einem tollen Cafe dabei. Wir sehen jedesmal kurz vorbei – und dieses mal haben wirs auf den letzten Drücker für diese Ausstellung geschafft. Inzwischen ist sie aber leider schon abgebaut.

Robert Vano ist 1967 aus der Tschechoslowakei in die USA emigriert – war immer mit berühmten Menschen zusammen, hat viel Kohle verdient und trotzdem kennt man seinen Namen kaum. Die Ausstellung zeigt ein paar seiner Akte, überwiegend hübsche, muskelbepackte Männer – entweder in leidenschaftlicher Umarmung mit ebenso hübschen Männern oder zart, verletzlich mit Blümchen. Seine Bilder sind entwaffnend, spielt er doch mit unseren Vorstellungen von Homosexualität. Sein Stil ist sehr zart und ich wünschte, das Leica Gallery noch mehr Bilder besorgt hätte: seine Platindrucke. Auf seiner Seite kann man diese handgemachten Bilder sehen, ein Prozess den ich gerade auch versuche zu lernen. Platindrucke sind nicht nur besonders schön durch die warm-schwarze Tönung, sondern auch Unikate, und eine der langlebigsten fotografischen Verfahren. Tolle Ausstellung, schöne Gallerie und der Kaffee da war mal wieder – super 🙂

C.-P. beim Kaffee in der Leica Galerie – kleines Knipsbild mit der Beroquick

Koudelka. Kunstgewerbemuseum in Prag

Zufällig ein Plakat gesehen, in die Ausstellung gestolpert und ich war hin und weg. Koudelka ist an für sich schon einer meiner Lieblingsfotografen – aber was dieses Museum da an Material zusammen getragen hat, ist unglaublich. Ganz frühe Werke – noch als kleiner unbekannter Fotograf für ein Theater. Dann alle Bilder, die man „eh schon kennt“ von seiner Zeit bei Magnum Photos, aber auch spätere Projekte wie Panorama, Exile… Sein komplettes Lebenswerk. Zudem auch ein Einblick in sein Leben, alte Fotos, wie er bei Magnum mit Kollegen feiert, mit seinem Rucksack als er ohne festen Wohnsitz jahrelang durch die Gegend zog…

Am besten lässt man sich für diese Ausstellung wirklich Zeit und geht ausgeruht hin. Da war in der Hitze schon den ganzen Tag vorher unterwegs waren, hab ich die letzten Räume nur noch mit lahmen Füssen geschafft. Diese Ausstellung ist RIESIG. Zum Glück gibts ALLE Bilder dazu auch in einem dazugehörigem Buch. So kann man in Ruhe zuhause – ohne Blasen an den Füssen – nochmal alles ansehen.

Wer den Nerv hat, kann sich diese lieblose Webseite dazu mal ansehen. Kann man aber auch direkt bleiben lassen. Wieso macht man sich mit der Ausstellung so viel Mühe und verhunzt dann alles mit so einer Geekseite?

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1 Comment

  1. Antworten

    Solvig

    Juni 27, 2018

    Tolle Bericht, Nicole, hab die sehr gern gelesen. Schade, dass Prag nicht mein nächstes Ziel ist, dafür aber Pillnitz☺
    Und danke für die Empfehlung Robert Vano.
    Liebe Grüße aus Dresden!

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